Ablauf eines Beziehungs-Coachings

Jede Beziehung ist so individuell wie die Menschen, die sie führen. Der Respekt vor dieser Einzigartigkeit macht ein standarisiertes Vorgehen unmöglich.

Dennoch werden wir häufig nach einer Einschätzung von Dauer und Umfang gefragt und es ist das berechtigte Anliegen von Unterstützungsuchenden eine Orientierung zu bekommen, worauf sie sich einlassen.

Bitte haben Sie Verständnis, dass nachfolgende Beschreibung nur ein grober Rahmen sein kann und wir alles weitere, nachdem wir Sie kennengelernt haben, mit Ihnen gemeinsam erarbeiten werden. Wir haben kein starres Vorgehen, sondern passen den Ablauf des Beziehungs-Coachings an Ihre Bedürfnisse an.

Dennoch ist es gut zu wissen, dass ein Beziehungs-Coaching ein längerer Prozess werden kann. Am Beginn steht sicherlich die Paarberatung im Mittelpunkt, oftmals entwickelt es sich dann aber zu einem individuellem Wachstumsprozess jedes Einzelnen. In diesem Prozess gibt es kein Richtig und Falsch. Aus unserer Perspektive ist jede Beziehung eine Möglichkeit sich selbst besser kennenzulernen.

Ein gewöhnlicher Beratungszyklus beläuft sich dabei auf vier bis sechs Sitzungen, die jeweils etwa im Abstand von drei bis vier Wochen liegen.

Die Inhalte könnten dabei folgendermassen aussehen:

Einstieg und Verstehen

In den ersten beiden Sitzungen hören wir vor allem zu und versuchen herauszufinden, welche konkreten Abmachungen und Regeln es braucht, damit sich das Paar auf einen gemeinsamen Weg einlassen kann.

Häufig kommen dabei bereits Muster, welche immer wieder zu Enttäuschungen führen zur Sprache und wir arbeiten mit dem Paar Werkzeuge zur De-Eskalation aus. Das bedeutet nicht, dass Konflikte unter den Teppich gekehrt werden, sondern dass wir einen Rahmen für Veränderung finden.

Ggf. werden wir dem Paar Regeln für die Kommunikation und zur Entwicklung einer Streitkultur vorschlagen.

Auch erhalten die Partner in den ersten beiden Sitzungen ein theoretisches Verständnis über den Entwicklungsschritt, der gerade ansteht und die damit verbundenen Herausforderungen. In vielen Beziehungen schafft dieses Verständnis bereits eine Entspannung, hatten die Partner doch die Befürchtung, dass ihnen die Liebe abhandengekommen sei und sie sich auseinandergelebt hätten. Plötzlich können sie die aktuelle Situation in einen fortlaufenden Prozess einordnen, in ein Modell, was nicht nur Verständnis schafft, sondern auch Mut macht, weiterzugehen.

Dies ist zwar noch keine Lösung, führt aber häufig zu einem vorübergehenden Waffenstillstand und schafft die Motivation, sich auf die tieferen Ursachen der Konflikte einzulassen.

„Okay, wir haben uns verlaufen und sitzen fest“, beziehungsweise, „endlich kann ich die Gefühle und Ängste zuordnen“.

Jetzt, da das Fundament für ein bewusstes Verstehen gelegt ist, kann die eigentliche Arbeit beginnen. Der erste Schritt ist abgeschlossen und die Verzweiflung des Nichtverstehens, weicht einer verhaltenen Zuversicht und häufig auch Neugier.

„Wie geht es weiter“? ist dann die alles bestimmende Frage, die auf dem Nährboden der neu gewonnenen Hoffnung spriesst.

 

Erkennen und Verändern

In den weiteren Sitzungen beschäftigen wir uns mit den unter den Konflikten liegenden Ursachen.

Diese kommen zumeist aus der Biografie: Sie sind bedingt durch das frühere familiäre Umfeld, in dem die Partner aufwuchsen, durch Erfahrungen und durch zurückliegende Verletzungen, welche in der aktuellen Partnerschaft wiederholt werden.

Bei dieser individuellen Biographiearbeit erscheint es uns sinnvoll uns auf einen der Partner zu konzentrieren. Der andere hat in diesen Sitzungen die Rolle eines teilnehmenden Zeugen. Er kann so Verständnis aber auch Mitgefühl für die alltäglichen Aktionen und Reaktionen des Partners entwickeln. Dieses Mitgefühl wiederum ist die Voraussetzung für Verzeihen und das Loslassen von aufgestautem Groll.

Auch zeigen sich in der Biographiearbeit oft verdeckte oder unbewusste Verwicklungen mit Eltern, Schwiegereltern, früheren Partnern oder auch mit den eigenen Kindern.

Wir versuchen so viel wie möglich des biografischen Materials in diesen Sitzungen aufzuarbeiten, dennoch kann es bei tiefsitzenden Verletzungen oder bei Schwierigkeiten sich zu öffnen sinnvoll sein, einige Einzelcoachings wahrzunehmen. Dies ist auch der Fall, wenn die Schamschwelle für die Arbeit vor dem Partner zu hoch ist oder falls es während des Prozesses zu einer Trennung kommt.

Aber unabhängig ob Einzel- oder Paarsitzung, dieser Abschnitt der Paarberatung soll die Reise zurück zu sich selbst auf den Weg bringen. Es ist ein Anstoss sich selbst und die Partnerschaft in ihrer aktuellen Form zu hinterfragen, um aus den Antworten schöpferisch etwas Neues entstehen zu lassen.

Am Anfang ist dies häufig nur ein kleines Pflänzchen und es liegt in der Eigenverantwortung der Partner, ob sie es pflegen oder sich trennen wollen.

 

Integration und Zukunft

In den weiteren Sitzungen reflektieren wir den bisherigen Weg des Paares und arbeiten weitere mögliche Entwicklungsschritte heraus.

Wir fokussieren dabei vor allem auf das Thema Zukunft und sind bemüht den positiven Willen der Partner zu bündeln, sodass eine Kraft entsteht, die ohne unsere Unterstützung die unvermeidlich kommenden Herausforderungen meistern kann.

Die bisherigen Krisen und Kriegsschauplätze haben sich weitgehend beruhig. Jetzt geht es darum einen möglichst freien Blick nach vorne zuzulassen.

Wir arbeiten mit dem Paar heraus, ob es themenspezifische Sitzungen wünscht und machen ggf. einen Plan über einen längeren Zeitraum.

Die Sitzungsfrequenz dehnt sich dabei üblicherweise auf sechs bis acht Wochen aus, je nach Wunsch des Paares.

Eine solche Begleitung in längeren Abständen kann über einen größeren Zeitraum andauern – je nachdem wie und wohin sich ein Paar entwickeln will.

Hier gibt es kein Ende, denn Selbstverwirklichung hört nie auf.